Bringen das Publikum schnell auf Betriebstemperatur (von links): Peter Howarth (The Hollies), Pete Lincoln (The Sweet) und Mick Wilson (10cc).
Stefan Friedrich
Stefan Friedrich

Kultursommer: Eine Liebeserklärung an Vaihingen als Schlussakkord

Vaihingen. Den Schlussakkord beim Kultursommer in Vaihingen haben drei alte Hasen des Showgeschäfts gesetzt, die am Sonntagabend eindrucksvoll gezeigt haben, wie man nur mit Gitarre und der eigenen Stimme das Publikum fesseln und einen Abend in Erinnerungen schwelgen lassen kann. Gelungen ist das den Frontm3n alias Peter Howarth (The Hollies), Mick Wilson (10cc) und Pete Lincoln (The Sweet). Als drei erfahrene Leadsänger, die sich am Ende einer zweieinhalbstündigen Show mit einer Liebeserklärung an die Stadt verabschiedet haben, frei nach einem der großen 10cc-Erfolge aus den 1970er-Jahren: „I don’t like Vaihingen, I love it.“

Zum Abschluss war es ein Ausflug nicht zuletzt in die Musik der 1970er- und 80er- Jahre, die vielen im Publikum noch gut präsent ist. Vor ihnen auf der Bühne stehen die Stars von damals, die sich an diesem Abend nahbar und gut gelaunt zeigen, offensichtlich gerne nach Vaihingen gekommen sind und die Atmosphäre am Enzdamm ebenso genießen, wie das Publikum auf der Tribüne, das sich schnell anstecken lässt von den Evergreens der damaligen Zeit, die sie auch heute noch in- und auswendig kennen und dementsprechend gerne mitsingen. Frontm3n legen in diesem Sinne gleich mit dem beliebten Hit „Bus Stop“ (The Hollies) los, bei dessen Hookline sie die Fans direkt mal einstimmen lassen, natürlich nicht das einzige Mal an diesem Abend. Dazu servieren sie im ersten Block „Co-Co“ (The Sweet) in einer spannenden Unplugged-Version, begleitet vom rhythmischen Klatschen, und legen mit „Poppa Joe“ oder „The things we do für love“ (10cc) gleich noch zwei Klassiker obendrauf.

Publikum und Frontm3n sind damit direkt auf Betriebstemperatur, die Mischung aus Oldies und aktuellen Songs zündet direkt, denn nicht nur bei den Evergreens ist das Vaihinger Publikum dabei, auch die jüngst produzierten Titel kommen an, wie beispielsweise „Open up“, eine fast leise, anmutige Ballade, die Frontm3n mit viel Gefühl offerieren. Oder „Walking down that Line“ von ihrem zweiten Album, das schwungvoll beginnt, wieder mit dem Publikum als Rhythmusgeber. Es ist der Mix aus eingängiger Melodie und Gute-Laune-Song, der zum Ambiente am Enzdamm passt, zumal die Technik mit den passenden Lichteffekten für das perfekte Setting sorgt, das schon mit Einbruch der Dämmerung gut zur Geltung kommt, später in der Dunkelheit natürlich umso mehr. Da rast die Zeit förmlich dahin, wenn das Trio erzählt, dass Lincoln grade zum neuen Frontsänger von Smokie ernannt worden ist und das Publikum die Songs oft schon an den ersten Tönen erkennt, „Love is like Oxygen“ oder „You got it“ (Roy Orbison).

Nur im Falle von „Pretty woman“ werden die Fans in ihrer gefühlten Ekstase jäh unterbrochen. „We promised, we do this next year“, brechen Frontm3n ab, als wäre es nur ein Versehen gewesen, vielleicht aber auch nur ein Teaser auf das nächste Jahr, ein Versprechen, wieder zu kommen? Die Besucher vom Sonntag würde das sicher freuen, schließlich haben sie Spaß an einem Abend, bei dem es am Ende kaum noch jemanden auf den Sitzen hält – auch, weil Frontm3n im zweiten Teil sogar noch mal eine Schippe drauf legen, dabei auch herzlich über sich selbst lachen können, über das Mundharmonika-Solo zu „Fox on the Run“ etwa, das mit britischem Understatement angekündigt und am Ende doch gefeiert wird.

Oder „Carrie“, eine Hommage an Sir Cliff Richard, vor dem auch sie salutieren. In seiner Band haben sie sich alle kennengelernt, verraten Frontm3n, die sich am Ende dafür bedanken werden, „eine wunderschöne Zeit mit wundervollen Menschen“ in Vaihingen verbracht haben zu dürfen.

Würdiges Finale für den Kultursommer

Ihren letzten Song vor den Zugaben widmen sie deshalb allen im Publikum: „The Air that I breathe“. Damit wollen die Fans sie aber noch lange nicht gehen lassen. Frontm3n scheinen das zu genießen und legen noch mal nach, zunächst mit „Enjoy the Rode“, wiederum ein herrlicher Song aus ihrem eigenen Album, der auch inhaltlich unter die Haut geht: „No one can ever really know where we get to go, when this ride is over.“ Niemand weiß, was kommt. Lebt das Leben, gebt, was ihr geben könnt und genießt die wilde Fahrt, die sich Leben nennt, empfehlen sie.

Dann drehen sie noch einmal auf, bringen unter anderem die „Lucky Lips“ auch in deutscher Version und verabschieden sich schließlich unter stehenden Ovationen und stürmischem Beifall in Richtung Merchandising-Zelt, um dort die begehrten Autogramme zu verteilen. Damit endet ein toller Abend, der ein würdiges Finale für den Kultursommer Vaihingen 2023 war.