Robeat
Stefan Friedrich
Doouble Drums
Stefan Friedrich
Stefan Friedrich

"Double Drums" und Robeat begeistern die Vaihinger

Vaihingen. Der Vaihinger Kultursommer drehte am Freitagabend mit sehr viel Schwung in die letzte Runde ein und das Wetter spielte mit. Regen hätte streng genommen auch keine Chance gehabt, denn das Duo „Double Drums“, das mit dem amtierenden Beatbox-Europameister Robeat aufgetreten ist, hätte die Wolken mit seiner ganzen Energie praktisch im Alleingang vom Enzdamm vertrieben.

Percussion ist so viel mehr als einfach nur Schlagzeug. Diese Erkenntnis ist nicht neu, vielen aber nicht immer bewusst. Umso wichtiger sind solche Akzente wie am Freitagabend beim Kultursommer, die sich vor allem auch an ein junges Publikum richten, denn Philipp Jungk und Alex Glöggler haben nicht nur, aber vor allem auch bei den vielen Kindern und Jugendlichen im Publikum für leuchtende Augen gesorgt, weil sie immer wieder für einen packenden Rhythmus sorgten und wie selbstverständlich alles spielen können, was auch nur ansatzweise nach Sound riecht – vom Mülleimer bis zur Flasche. Dass sie den grandios aufgelegten Beatboxer gewissermaßen als Dritten im Bunde dazu geholt haben, war ein kluger Schachzug, denn so konnten „Double Drums“ und Robeat teils gemeinsam, teils einzeln die ganze Bandbreite an Möglichkeiten präsentieren, die wahlweise mit realen Instrumenten im weitesten Sinne, als auch mit den Stimmbändern entstehen können.

Da passte es gut, dass sie den Abend bedeutungsschwer mit den ersten Takten aus „Also sprach Zarathustra“ (Richard Strauss) eröffnet haben, zunächst in der klassischen Vertonung vom Band, die dann aber sehr schnell einen modernen und faszinierenden Anstrich bekam, weil „Double Drums“ sie in dieser forschen und mitreißenden Interpretation auf ein neues Level gehoben hat. Klassik in neuem Sound, das war ein perfekter Einstieg. Das Publikum auf der voll besetzten Tribüne schien schon restlos begeistert, dabei hatte der Abend gerade erst begonnen und sollte noch mit vielen witzigen Ideen und instrumentalen Überraschungen aufwarten. Dabei griffen die Musiker auch auf eine sogenannte Loop Station zurück, die einzelne Sounds speichern und gewissermaßen in Endlosschleife abspielen kann.

In Robeat hatten sie den perfekten Partner gefunden. Er arbeitete zunächst mit dem Kopfkino der Besucher, indem er rein akustisch erzählte, wie er via Telefon über das Gastspiel von Double Drums in Vaihingen erfährt, sich ins Auto setzt und auf den Weg macht. Bemerkenswert, was der „Mundakrobat von Geburt an“, wie er sich selbst vorstellte, als menschliche Beatbox mit eigenem stimmlichen Drumset alles kann, vom Techno-Beat bis zur Base-Drum, selbst ein Hubschrauber zählte zu seinem Repertoire dazu. Und lustig war er obendrein, wenn er immer wieder die Grillen zirpen ließ, eines der bekanntesten Star-Wars-Zitate umdichtete zu „Luke, ich bin deine Stiefmutter“ oder das Publikum zum Selbstversuch animierte, der natürlich nur bedingt funktioniert hat. Robeat dagegen kann nicht nur Rhythmus und Melodie in eindrucksvoller Weise kombinieren, er unterlegte das Ganze auch noch mit einem Echo, dass man aus dem Staunen gar nicht mehr heraus kommen mag, wenn er sich beispielsweise der Kleinen Nachtmusik von Mozart bediente und sie in ebenso erfrischend gehaltener Intonation präsentierte, wie kurz darauf die Titelmelodie zu Pippi Langstrumpf.

„Double Drums“ standen dem freilich in nichts nach, als sie etwa ihre Recycling Suite auf die Bühne brachten: „Der Müll wird zum Instrument“ erklärten sie noch und legten dann auch schon wieder los, indem sie alles zum Klingen brachten, was andere achtlos weggeworfen haben. Und weil auch das richtig gut ankam beim Publikum, haben sie den passenden Tipp für die jüngsten Besucher gleich in petto: „Liebe Kinder, geht doch mal daheim in die Küche, zieht mal alles raus, was ihr findet, und gebt ein schönes Konzert für eure Eltern.“ Das könnte dann etwas vom ewigen Kampf zwischen Gut und Böse werden, in dem Fall zwischen Meister Yoda und Darth Vader, den die beiden Percussionisten herrlich persiflieren, natürlich in praktisch originalgetreuer Maskierung und teilweise auch mit nachgebauten Lichtschwertern ausgerüstet. Da hatte dann Darth Vader die Nase vorn bei der Herausforderung, wer die Trommel am leisesten spielen kann, wenn auch nur mit einem fiesen Trick, wie man es von diesem Charakter nicht anders erwarten würde.

Dass Philipp Jungk und Alex Glöggler Schlagzeug studiert haben, während sich Robeat scherzhaft als „nicht staatlich geprüfter Beatboxer“ outete, das merkte man ihnen von der ersten Sekunde an. Sie arbeiteten mit einer extrem hohen Präzision, die sich dennoch herrlich leicht und selbstverständlich anfühlte und zugleich auch Opernliteratur aus einem anderen Blickwinkel heraus entdecken ließ. In dem Fall war es „Nessun dorma“, das sie auf Marimba und Vibraphon vorbereitet hatten, ebenfalls eine spannende Interpretation versehen mit sehr viel Gefühl, die sie das Publikum da entdecken ließen. Das konnte sich absolut hören und sehen lassen, oder im Zweifel eben auch nicht sehen lassen wie bei den „Invisible Double Drums“, wo sie eine hinreißend clowneske Darbietung als Pantomimen ablieferten, die zur Musik von „In der Halle des Bergkönigs“ (Eduard Grieg) einen weiteren humorvollen Akzent setzte, ehe sie dann noch einmal richtig in die Vollen gingen – und dafür sorgten, dass es am Ende auch das Publikum war, das kräftig trommelte, mit den Füßen nämlich. Mit donnerndem Applaus verabschiedeten sie die drei Künstler am Ende von der Bühne, die nicht nur gerne der Bitte nach einer Zugabe nachgekommen sind, sondern nach der Show auch noch Sticks für die Nachwuchs-Drummer verteilt haben.