Mirja Regensburg
Stefan Friedrich
Stefan Friedrich

Mirja Regensburg begeistert beim Vaihinger Kultursommer

Vaihingen. In ihrem nächsten Leben will Mirja Regensburg ein Mann werden. Das schlagfertige Multifunktionswerkzeug unter den weiblichen Comedians erklärt auch gerne warum. Männer sind halt oftmals unkomplizierter und gelassener. Dafür liefern Frauen die besseren Pointen. Eine echte Win-win-Situation für den Donnerstagabend beim Vaihinger Kultursommer, als Regensburg bei leichtem Regen auf der Bühne beim Enzdamm auftrat und dabei ein so hohes Tempo vorlegte, dass auch bei diesen äußeren Bedingungen keiner vorzeitig gehen wollte.

Mirja Regensburg kann sich noch gut an ihren letzten Auftritt in Vaihingen erinnern: acht Autos standen damals zu den Hochzeiten der Pandemie beim Open-Air-Kino, es hat geregnet, die Scheibenwischer waren im Einsatz und so richtig gesehen hat sie keinen von denen, die drinnen saßen und die Show über Radio verfolgt haben. Dafür hat sie aber mit ihrem Programm überzeugt: alle acht Besucher von damals waren nämlich auch am Donnerstagabend wieder dabei, und mit ihnen noch viele mehr, als Mirja Regensburg auf der Bühne im Enzdamm auftrat und die Besucher auf der voll besetzten Tribüne selbst den einsetzenden Regen schnell vergessen ließ, weil sie nicht nur immer wieder die Interaktion mit dem Publikum suchte und dabei ganz nebenbei eine Übernachtungsmöglichkeit vermittelt hat, sondern auch mit sehr viel Witz und Charme Geschichten präsentierte, die aus dem wahren Leben stammen oder stammen könnten – wobei sie teils auch autobiographische Erlebnisse mit ihren Eltern im gemeinsamen Urlaub oder beim ersten Besuch eines Burger King servierte und zudem als exzellente Sängerin überzeugt hat, die sogar eine echte Alternative für den Eurovision Song Contest sein könnte.

Besonders angetan haben es Regensburg an diesem Abend aber Uwe und Maud aus Dresden, die gerade auf Familienbesuch in Vaihingen sind. Immer wieder bezog Regensburg sie in die Show ein, wodurch oftmals irrwitzig-komische Dialoge entstanden. „Du fährst nicht nach Haus, Du gehst mit mir ab morgen auf Tour“, sagte sie noch und schenkte den beiden am Ende sogar ein großes Medley über ihr Leben. Zunächst machte sie sich aber mit dem Publikum warm, fand dabei heraus, dass die meisten Besucher nicht aus Vaihingen, sondern aus dem Umland kamen, eine sogar aus Dortmund. „Mensch, da hättest du mich doch gleich mitnehmen können“, scherzte Regensburg und hatte damit die Basis für einen kurzweiligen Abend gelegt, bei dem die Pointen nur so flogen, wenn sie von der Muffin-Jeans nicht nur erzählte, sondern beiden Blöcken auch zeigte, wie „der Teig oben übers Bündchen quillt“ und dazu riet, sich deswegen nicht verrückt zu machen.

Frauen sollten manchmal ein bisschen besser mit sich selbst umgehen, „uns nicht immer selber so runtermachen“, empfahl sie in dem Kontext. „Wenn die Frauen es endlich mal schaffen, auf diesem Planeten mit sich selbst zufrieden zu sein, haben am Ende die Männer am allermeisten davon, denn es gibt nichts Besseres als eine glückliche und mit sich selbst zufriedene Frau“. Die meisten sprechen stattdessen gerne vorwurfisch, analysierte sie, eine Sprache, die von Negativität lebt, aber zumindest auf der Bühne urkomisch ist, wenn sie so trocken und authentisch serviert wird, wie in diesem Fall; wenn Regensburg über die nächtlichen Probleme des Einschlafens neben einem schnarchenden Mann sinniert und von Touristen in den Niederlande erzählt, die Essen kredenzt bekommen, das nur für dicke Deutsche in einer eigenen DD-Fabrik produziert wird. Besonders stark war, wie sie den Eurovision Song Contest auf die Schippe nahm, genauer gesagt, die Auswahl der deutschen Songs, die womöglich nur deshalb ganz hinten landen, weil sie einfach schlecht sind. Es braucht Authentizität und Emotionen, befand sie und gab die südmoldoslowakische Irvana Snirski mit einem Lied „über den Tag, an dem ein Dorf seine Vokale verlor“ – mit echter Windmaschine dank Unterstützung aus dem Publikum. Grandios.

Auch nach der Pause ging es Schlag auf Schlag in diesem hohen Tempo weiter. Da machte sie im Regen zwischenzeitlich sogar „Nordseenebel an der Enz“ aus, trieb die Interaktion mit dem Publikum auf liebevoll-witzige Weise weiter auf die Spitze und outete ganz nebenbei ihr Dialekt-Tourette. „Mit Dialekten, das ist wie Topfschlagen im Minenfeld“, wo der Mann im Zweifel besser mal weghört und sich innerlich denkt: „Please hold the line“. Dafür gab es eine Dankes-Hymne fürs Da-Sein, bei der ein BH eine nicht ganz unentscheidende Rolle spielte. Das hatte Biss und war trotzdem eine liebenswerte Hommage, gewürzt schon mit Ausschnitten aus ihrem neuen Programm, mit dem sie demnächst auf Tour gehen wird. Kurzum: Ein Abend, an dem alle ihren Spaß hatten, Regen hin oder her.